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Bilder und Geschichten aus dem Alten Land an der Elbe
Allerlei Kurioses und Merkwürdiges!

Apfel- oder Blütenkönigin?
MittwochsJournal des Stader Tageblatt


Hier ein interessanter Schnappschuss! Quelle unbekannt.

Geschichte des Alten Landes

Dänen, Franzosen, Schweden und auch preußische Truppen haben zeitweilig im Alten Land geherrscht. Sogar Russen waren schon hier!
Vor vielen hundert Jahren gab es bereits Streit mit den Hamburgern. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Stichworte: Elbvertiefung, Schlickprobleme, Estesperrwerk, Elbinsel Hahnöfersand.


Kurioses in Estebrügge
Hinweis. Kinder an der Leine.
Dürfen Hunde frei herumlaufen? Da stimmt doch was nicht.  ;-)
Verdrehter Kirchturm
Zu weicher Untergrund? Der Kirchturm hat sich um 36 Grad gedreht.


Geschichten aus dem Museum in Jork

In seinen Geschichten beschreibt der Autor Fred Lang auf humorvolle und hintersinnige Weise einige der im Museum ausgestellten Objekte. Er kommt dabei zu neuen und verblüffenden Erkenntnissen, die den Leser zum Schmunzeln bringen, ihn vielleicht aber auch zum Nachdenken über so manche Merkwürdigkeiten anregen.
Dies gilt auch für die übrigen Geschichten, die unter anderem von interessanten Forschungen auf dem weiten Feld der zwischenmenschlichen Beziehungen, von einem virtuellen Urlaub zu Hause auf dem Sofa, verlorenen Illusionen und einer ganz besonderen Weinkarte handeln. Immer wird mit einem Augenzwinkern erzählt.

Buchcover        CD Der Patentmaulkorb

Hier mal vier Titel zum Reinhören. Anschließend bitte auf den ZURÜCK-BUTTON (Pfeil) Ihres Browsers klicken.

Altländer Brauttür        Der Champion        Der Geist von Tante Rosa      Lockere Sitten?

Verkaufspreise
Nur das Buch: 3 Euro. Nur die CD: 6 Euro. Buch und CD: 8 Euro. Plus Versandkosten!

Hier bitte bestellen: fred.lang.info@web.de

Vorwort


Die Beschäftigung mit Geschichte ist in der Regel keine trockene Wissenschaft, sondern eher ein spannendes Vergnügen.
Setzt Geschichte sich doch aus vielen Geschichten zusammen, die historische Zusammenhänge anschaulich und verständlich machen.
Im Museum Altes Land werden diese Geschichten wieder lebendig, denn um das Haus und seine Objekte ranken sich aus den Erzählungen der Stifter und Leihgeber mittlerweile zahlreiche Anekdoten. Fred Lang hat diese Geschichten aufgeschrieben und in dem vorliegenden Bändchen zusammengestellt. Sein humorvolles Werk ist zugleich der erfolgreiche Versuch, die Popularität des Museums weiter zu steigern. Dafür sei ihm herzlich gedankt.

Dieter-Theodor Bohlmann
(Museumsleiter)


Auszüge
Achtundvierzig

„Wir sind achtundvierzig!“ ruft mir mit strahlendem Lächeln eine unserer freundlichen und stets gut gelaunten Führerinnen die Zahl ihrer Gäste zu und eilt flugs zur Eingangstür des Museums. Sie trägt die schöne Altländer Tracht und einen kleinen Korb. Mit humorvollen Worten begrüßt sie eine Reisegruppe, die soeben aus einem Bus gestiegen ist. Dabei vergisst sie niemals, die schon etwas älteren Besucher sehr fürsorglich auf eine Stufe hinzuweisen. Die „Stufe“ ist genau 2,7 Zentimeter hoch. Ich habe nachgemessen.
Da ich heute die Aufsicht im Museum habe, setze ich mich an den kleinen Informationstresen und lausche still und in Gedanken versunken ihren humorvollen und fachkundigen Erläuterungen, die nicht einfach herunter geleiert werden, sondern bei denen sie sehr einfühlsam auf die jeweilige Stimmung der Gäste eingeht. Gelegentlich kommt es vor, dass mich der überraschte Blick einer Besucherin trifft und diese dann mit dem Ausruf: „Guckt mal, der ist ja echt!“ ungewollt für zusätzliche Heiterkeit sorgt.
Ein paar Anmerkungen zu den weit über zwanzigtausend Besuchern, die das Museum pro Jahr besuchen, sind an dieser Stelle sicher angebracht.
Da gibt es zum Beispiel die hartnäckigen Vielfrager, die alles ganz genau wissen wollen und dadurch den vorgegebenen Zeitplan durcheinander bringen. Die meisten möchten aber lieber erst zuhören und die Vielfalt des Gebotenen in sich aufnehmen, um dann später ganz gezielt die eine oder andere Frage zu stellen. Natürlich sind gelegentlich auch Besserwisser dabei, die durch lautes Zwischenreden und überflüssige Kommentare auffallen. Besonders frustrierend sind Besucher, die absolut uninteressiert sind. Da springt kein Funke über und man fragt sich, warum sie überhaupt an der Führung teil genommen haben. Die Gästeführerinnen und Gästeführer bleiben aber auch in diesen Ausnahmesituationen stets freundlich und geduldig.
Für mich ist es immer wieder erstaunlich festzustellen, wie unterschiedlich sie ihre nicht immer ganz leichte Aufgabe handhaben. Besonders deutlich wird das, wenn sie ihre persönlichen Favoriten unter den vielen Exponaten beschreiben. An erster Stelle steht nach meiner Beobachtung die Möbel- und Trachtenabteilung des Museums. Hier gibt es auch häufig Applaus auf offener Szene, wenn zum Beispiel erwähnt wird, warum früher allzu schlanke Altländerinnen nicht so besonders geschätzt wurden. Der schöne Ausspruch: „Eine richtige Bauersfrau muss Schatten werfen!“ drückt wohl am besten die damals vorherrschende Ansicht aus. Man traute einer zwar fülligen, aber auch stabil gebauten Frau mehr Kraft und Energie bei der Bewältigung der vielen und oft schweren Arbeit zu. Doch die dünnen Frauen wussten sich zu helfen. Manche trugen unter ihrem Rock noch bis zu sieben zusätzliche Unterröcke! Die meist wollenen Unterhosen waren damals im Schritt offen. Daher hießen sie auch „Op'en Büx“.
In „dringenden Fällen“ brauchten dann nur die Röcke bis zur Taille hoch gehoben zu werden. Heutzutage ist das Tragen von vielen Röcken und offenen Unterhosen ganz aus der Mode gekommen. Irgendwie schade!


Alles in Butter

„Original Alfa-Laval-Separator“ steht auf dem kleinen Blechschild der ziemlich klobig wirkenden Zentrifuge, und so manche Landfrau in fortgeschrittenem Alter seufzt bei ihrem Anblick und denkt an frühere Zeiten zurück in denen ihr noch nicht die modernen, elektrisch betriebenen Rührgeräte zur Verfügung standen.
Durch das Drehen einer kleinen Handkurbel setzte man damals einen Prozess in Gang, in dessen Verlauf aus normaler Milch feinste Sahne wurde. Eine Separation, das heißt eine Trennung von Wasser und Fett mithilfe der Zentrifugalkraft hatte diesen Effekt bewirkt. Das schreibt sich so leicht hin, war aber in der damaligen Zeit eine äußerst mühevolle und schweißtreibende Arbeit. Zunächst wurde nämlich die Milch in den Vorratsbehälter eingefüllt, und erst unter Einsatz einer gehörigen Portion Muskelkraft und Ausdauer beim schnellen Drehen der Kurbel ertönte eine Klingel. Dies bedeutete, dass die nötige Umdrehungsgeschwindigkeit erreicht worden war und bald „alles in Butter“ sein würde. Das war ja auch der Sinn des Ganzen. Erst nach einer quälend langsam verstrichenen Zeitspanne konnten sich Mensch und Maschine ausruhen. Die Sahne wurde dann zu Butter weiter verarbeitet.
Das erinnert mich irgendwie an die Fabel von den zwei Fröschen, die in einen tiefen Eimer mit Milch fielen und nicht wieder heraus konnten. Der eine Frosch ergab sich in sein Schicksal und ertrank. Der andere Frosch war ein Optimist und strampelte so lange, bis aus der Milch allmählich feste Butter wurde und er wieder festen Boden unter sich hatte.
Vielleicht sollten auch wir Menschen in scheinbar ausweglosen Situationen es öfter mal auf diese Art versuchen, damit wieder „alles in Butter“ ist. Wo gezappelt wird, da ist noch Leben!


Das verborgene Schlüsselloch

Auf den ersten Blick sieht man dem prächtigen Hamburger Dielenschrank aus der Zeit um 1720 sein kleines Geheimnis nicht an. Der mit edlem Nussbaumholz furnierte und mit Schellack auf Hochglanz polierte Schrank aus massiver Eiche ist mit seinem reichen Schnitzwerk zu Recht eine wahre Zierde der Möbelsammlung.
Nur sehr wohlhabende Obstbauern konnten sich damals dieses barocke Prachtstück leisten, und auch im einundzwanzigsten Jahrhundert steht er wohl kaum in einer Dreieinhalb-Zimmerwohnung im vierten Stock eines städtischen Miethauses. Aber auch reiche Leute haben so ihre Sorgen und die Furcht vor Diebstahl und Neid ist bei ihnen stärker ausgeprägt, als bei armen Schluckern, denen auf Erden nur ein  Leben von der Hand in den Mund beschieden ist. Wer nichts hat, der kann auch nichts verlieren. Und das ist doch für alle ein rechter Trost!
Nun zurück zu unserem schönen alten Schrank. Was mag man wohl früher an Wertvollem in ihm aufbewahrt haben? Sicher kunstvoll gearbeiteten Schmuck, kostbare Kleidung, Geld und vielleicht auch Erbstücke von früheren Generationen.
Im Gegensatz zu Katastrophen, wie Feuersbrünsten und Sturmfluten, denen die Menschen nicht entgehen konnten, ist Diebstahl ein eher vermeidbares Ereignis. Daher waren vor allem die Begüterten immer bemüht, diesem sträflichen Tun vorzubeugen oder zumindest den bösen Buben ihr Handwerk zu erschweren.
Und auch wer heutzutage im Museum neugierig nach einer Möglichkeit sucht, den Schrank zu öffnen und nachsehen will, ob vielleicht doch noch das eine oder andere Schmuckstück zu finden ist, wird keinen Erfolg haben. Wo sich normalerweise ein Knauf oder Türgriffe befinden, ist noch nicht einmal das Loch für den Schlüssel zu entdecken. Vergeblich schweift der suchende Blick umher und verirrt sich endgültig und hoffnungslos im reichen Schnitzwerk zwischen den Schranktüren. Es gilt eben nicht immer und überall, was Edgar Allen Poe in seiner spannenden Kriminalgeschichte „Der entwendete Brief“ geschrieben hat: „Wer etwas gut verbergen will, der darf es nicht verstecken!“


Der Champion

Auf den ersten Blick ist an dem Pferd, das als braunes Relief auf grauem Sandstein zu sehen ist, nichts Auffälliges zu entdecken. Noch nicht einmal, ob es sich hier um einen Hengst oder eine Stute handelt. Erst beim Lesen der gemeißelten Inschrift wird klar, welch ein erstaunliches Beispiel an vorbildlicher Manneskraft den überraschten Besuchern des Museums  präsentiert wird: „CHAMPION. Brauner Hengst, geboren 1849 in England deckte 24 Jahre auf der Station Jork und endete hier im Juni 1877“
Eine weiße Tafel informiert zusätzlich: „1854 wurde der Deckhengst Champion hier in Jork aufgestellt. Er war kräftig gebaut, zeigte energischen Gang und zeugte in 24 Jahren insgesamt eintausendachthundertfünfzig temperamentvolle, knochige Fohlen. Noch heute findet sich Championblut in den Pferden des Alten Landes.“
Ich rechne nach: Das waren im Schnitt siebenundsiebzig Kinder pro Jahr! Das Decken der rossigen Stuten ging übrigens damals noch mit dem immer wieder schön anzusehenden so genannten „Natursprung“ über die Bühne. Wohl so manchem, jetzt vielleicht doch nachdenklich gewordenen Vater von - sagen wir mal - zwei Sprösslingen, offenbart sich nun auf eine ganz neue Weise der tiefere Sinn des alten Sprichworts: „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr!“ Auf ein Denkmal braucht er bei diesem wenig überzeugenden Nachweis der eigenen Kräfte allerdings nicht zu hoffen.


Der Geist von Tante Rosa

Der kleine Kolonialwarenladen von Rosa Mehrkens ist wirklich etwas Besonderes und vermittelt dem faszinierten Besucher den Eindruck einer ganz eigenen, sehr persönlich gehaltenen Atmosphäre! In ihm bediente Tante Rosa - wie sie liebevoll genannt wurde - von 1953 bis 1986 täglich von 06:00 Uhr bis 19.00 Uhr ihre Kunden. Er ist genau das, was man unter einem so genannten „Tante Emma Laden“ versteht. Nur, dass er in diesem Fall nun mal Tante Rosas Laden heißt.
Neben all den vielen nützlichen Dingen wie Lebensmittel, Schnürsenkel, Schnuller und andere Kurzwaren, gehörte für sie das Gespräch - der „Klönschnack“ - mit ihren großen und kleinen Kunden sozusagen mit zum Angebot und erweiterte so auf sympathische Weise das Sortiment! Besonders Kinder wussten die bunten „Bonsches“ aus dem großen Glas zu schätzen und konnten sicher sein, dass der immer wohlschmeckende Vorrat an Süßigkeiten nie zur Neige ging. Im Alter von 75 Jahren musste sie den Laden schließen. Ihr Testament bestimmte seine Aufstellung im Museum Altes Land und damit wäre die Geschichte zu Ende, wenn es da nicht noch etwas Seltsames zu berichten gäbe.
In unserer heutigen so überaus hektischen und vermeintlich aufgeklärten Zeit ist es nur schwer vorstellbar, dass gelegentlich Wunder geschehen und es immer noch Geheimnisse gibt. Vielleicht hat aber doch schon der eine oder andere aufmerksame Beobachter bei einem wiederholten Besuch des Museums bemerkt, dass auch nach dem Tod von Tante Rosa das Glas mit den leckeren Bonbons nicht leer wird, obwohl sich so manches Kind inzwischen heimlich selbst bedient hat. Wer wollte das den kleinen Naschkatzen auch verdenken, wenn die Versuchung groß ist und so leicht befriedigt werden kann. Vielleicht ist es ja Tante Rosa selbst, die immer pünktlich zur Geisterstunde nach dem Rechten sieht und den eventuell zur Neige gegangenen Vorrat wieder auffüllt. Geister können ja bekanntlich (fast) alles.


Der Patentmaulkorb

In der Abteilung Patente und Erfindungen des Museums hängt ein geheimnisvolles Gerät an der Wand, dessen Funktion auf den ersten Blick nicht so recht deutlich wird.
Es ist ein seltsam geformtes Gebilde aus Draht und Manilarohr, mit verstellbaren Lederriemen und unterschiedlich großen Schlaufen an den Enden.
Erst durch aufmerksames Studieren der Informationstafel wird dem Besucher klar, dass es sich bei dem Gegenstand um einen Maulkorb handelt. Und zwar um den so genannten Patentmaulkorb des Feinkorbmachers Gustav Mahs!
Maulkörbe gibt es viele und sie sind für die unterschiedlichsten Zwecke gedacht. Allen ist aber gemeinsam, dass ihre Träger daran gehindert werden sollen, ihr Maul verbotener Weise oder auch zur Befriedigung eigener oder fremder Bedürfnisse allzu weit aufzureißen. Dies gilt übrigens für Tiere und Menschen gleichermaßen!
Bei den Letzteren geht es allerdings selten darum, sie an einem Biss in eigene oder fremde Weichteile zu hindern, sondern fast immer um den Versuch, ihnen im Hinblick auf eine freie Meinungsäußerung das Maul zu verbieten. Was allerdings schon schlimm genug ist! Doch dazu ist der Patentmaulkorb sowieso nicht gedacht und das macht uns Herrn Mahs gleich sympathisch. Dies steigert sich zu rückhaltloser Bewunderung, wenn man liest, warum vor seiner praktischen Erfindung so manches Tier jämmerlich ertrinken musste. Man erfährt, dass die Landwirte es gar nicht so gern hatten, wenn das unter den Obstbäumen weidende Vieh viel lieber saftige Kirschen und auch knackige Äpfel fressen wollte, als die normale gräserne Hausmannskost. Da Kühe für gewöhnlich sehr eigensinnig sind, musste daher früher zu recht drastischen Mitteln gegriffen werden, um sie am Genuss der verbotenen süßen Früchte zu hindern.
Ein so genanntes Knieseil, bestehend aus einer Eisenkette und ledernen Schlaufen für Vorderbeine und Kopf, das gleich neben unserem Patentmaulkorb an der Wand hängt, hinderte die Tiere zwar nicht am Fressen am Boden, aber sobald sie den Kopf heben wollten, um an die begehrten Früchte zu gelangen, wurden sie durch die kurze Kette auf recht drastische Weise daran gehindert und mussten ihr Vorhaben aufgeben. Leider rutschten sie auf der Suche nach schmackhaften Gräsern und Blumen gelegentlich in die mit Wasser gefüllten zahlreichen Gräben und ertranken, weil sie ihren Kopf nicht heben konnten.
Das wurmte Herrn Mahs sehr und der geniale Tüftler ersann deshalb etwas weitaus Besseres, das folgendermaßen funktionierte: Sobald das Vieh den Kopf hob rutschte der patentierte Korb über das gefräßige Maul und aus war's mit den verbotenen Leckereien!
In diesem Moment wäre ein Blick in die schon normalerweise nicht gerade vor Intelligenz blitzenden Augen der überraschten Kuh sicher ein ganz besonderes Erlebnis für einen zufälligen Zuschauer gewesen. Diese so überaus sinnvolle Konstruktion erleichterte ihr aber auch den unfreiwilligen Verzicht. Senkte sie den Kopf nämlich wieder, rutschte der Korb  in seine frühere Startposition zurück. Wie oft sich dieser Vorgang allerdings im Laufe eines Tages wiederholte ist nicht überliefert.
Da bleibt uns allen nur die Erkenntnis: Wer nicht hören will, muss fühlen. Oder fressen, was erlaubt ist. Oder verhungern! So einfach ist das.


Die Brauttür

„Altländer Brauttür, datiert 1751, einflügelige Eichenholzkonstruktion mit aufgesetztem Schnitzwerk und durchbrochenem Oberlicht. Angefertigt für W. von Riegen.“
So steht es kurz und bündig auf einer weißen Tafel. Und von der lächelnden Gästeführerin erfährt man, welch besondere Bewandtnis es mit dieser und vielen anderen Brauttüren im Alten Land auf sich hat.
Ein originales Altländer Bauernhaus ist mit seiner schönen Giebelfront und dem hier so typischen Fachwerk aus roten Ziegeln und weißen Balken immer eine Augenweide. Hinzu kommt eine Besonderheit, die sich erst beim vergeblichen Klopfen an die vermeintliche Haustür dem fremden Besucher offenbart. Diese Tür ist nämlich immer verschlossen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Immer! Es handelt sich hier um eine so genannte Brauttür, die nur bei drei ganz bestimmten Anlässen geöffnet wird.
Der eigentliche Eingang befindet sich an der Rückseite des Hauses. Von hier aus erfolgt die Bewirtschaftung des bäuerlichen Betriebes und sie wird auf den an das Haus unmittelbar angrenzenden Feldern und Wiesen fortgesetzt.
Nun zurück zu unserer Brauttür. Der Name sagt es schon. Durch diese Tür zog die junge Braut in ihr neues Heim. Und nur durch diese Tür zog sie auch wieder aus.
„Aber dann mit den Füßen voran“, wie die jetzt doch ein wenig ernst gewordene Gästeführerin bedeutungsvoll erzählt.
Der dritte Anlass für das Öffnen der Tür waren Feuer und andere Katastrophen. Während die Männer versuchten, den Brand zu löschen und das Vieh zu retten, trugen die Frauen die wertvollen Truhen, die aus diesem Grund auch immer in der Nähe der Brauttür standen, ins Freie. Sie enthielten unter anderem die kostbare Aussteuer, den Familienschmuck und Feiertagskleidung. Bleibt jetzt nur noch zu fragen, welche Überlegungen wohl der Braut durch den Kopf gingen, wenn sie zum ersten Mal durch diese besondere Tür ihren Einzug hielt. Dachte sie bereits schon an ihren späteren, todsicheren Auszug? Und welche Erwartungen und Hoffnungen beschäftigten eigentlich den Bräutigam? Vielleicht freuten sich die beiden aber auch einfach nur ihres Lebens und dachten schon ungeduldig an die Hochzeitsnacht. Nach dem schönen Motto: „Erst das Vergnügen und zum Teufel mit den Sorgen!“


Die Guten ins Töpfchen

Ehrenurkunde
Im Jahre 1952/53 wurde aufgrund der Vergleichsprüfung von Obstsortiermaschinen durch Entscheidung des Richterausschusses die Maschine „Kombi 1“ der Fa. H. Regenbogen in Königreich als „Geeignet für den deutschen Obstbau und zwar für die Sortierung von Kernobst" anerkannt und mit „Der großen bronzenen Preismünze der DLG“ ausgezeichnet.
Der Präsident der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft
(gez. Lorberg)

Wer einen so ungewöhnlichen Namen trägt und noch dazu aus einem Ort mit dem schönen Namen Königreich im Alten Land stammt, der muss ein außergewöhnlicher Mann sein. Und das war er auch ohne jeden Zweifel: der Stellmachermeister Heinrich Regenbogen mit seiner Erfindung!
Früher wurde das Obst nämlich gleich nach der Ernte noch mühselig von Hand gesäubert und anschließend in Körbe einsortiert. Diese Arbeit musste sorgsam und schonend für das Obst ausgeführt werden. Sie erforderte viele helfende Hände und war von den Lohnkosten her gesehen damals für die Obstbauern sehr zeitaufwändig und daher teuer.
Heute stehen die Besucher staunend vor der fünf Meter langen und etwa einen Meter breiten Apfelsortiermaschine, die mit ihren vielen Fächern, Klappen und verstellbaren Schienen einen auf den ersten Blick etwas verwirrenden Eindruck macht. Sie besteht vorwiegend aus Holz und wurde mit einem Elektromotor betrieben. Ihre Leistung betrug fünfzig Zentner in der Stunde und zu ihrer Bedienung waren vier Männer erforderlich.
Und so funktionierte das Prachtstück: Die Äpfel wurden vorsichtig in einen  flachen, schräg nach hinten geneigten  Kasten eingefüllt. Die sehr wichtige Vorauswahl erfolgte dann aber erst einmal von Hand nach dem Motto: „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“.
Danach rollten sie schön artig hintereinander auf einem fast vier Meter langen Transportband an genau siebzehn Bürsten zwecks gründlicher Reinigung vorbei. Leicht verstellbare Schienen und Klappen sorgten für die gewünschte Sortierung und anschließende Verteilung des Obstes auf mehrere Fächer. Hier wurden sie noch einmal begutachtet und zum Schluss landeten sie automatisch und sanft in den schon bereitstehenden Obstkisten aus Holz. Eine ganz wichtige Voraussetzung für eine materialschonende Sortierung des Obstes war natürlich auch die gute Auspolsterung der gesamten Anlage. Blaue Flecken gehen beim Menschen wieder weg - beim Apfel nicht!


Die Wasserschnecke

Schnecken fühlen sich immer dort besonders wohl, wo es feucht ist. Und weil es im Alten Land oft sogar richtig nass wird, wurden sie hier auch besonders groß. Einige Exemplare erreichten eine Länge von bis zu vier Metern. Sie waren fast einen Meter dick und etwa vier Zentner schwer! Da aber so große Tiere sich noch sehr viel langsamer fortbewegen, als ihre kleineren Artgenossen, brachten die findigen Altländer je zwei Tragegriffe an ihren schön gerundeten Flanken an, und kräftige Männer konnten sie dann schnell genau dahin transportieren, wo sie auf ihre ganz spezielle Weise mithelfen sollten, die vielen Gräben zu entwässern. Sie wurden dazu mit ihrem flachen Hinterteil ins Wasser versenkt und man befestigte an ihrem Kopf, der sich zusammen mit dem größten Teil  ihres Körpers noch am Ufer befand, ein kleines Drehgelenk, das über eine lange, eiserne Stange mit einem so genannten Göpel verbunden war: Eine sehr sinnreiche Vorrichtung, die mit Hilfe von sich waagrecht drehenden, unterschiedlich großen Zahnrädern der Kraftübertragung diente. Die dazu benötigte Energie lieferten zwei Pferde, die ständig im Kreis liefen. Wenn diese anderweitig gebraucht wurden, mussten starke Männer ins Geschirr.
Jetzt übertreibt der Autor vielleicht etwas, aber denkbar wäre es immerhin. Den Schnecken war es übrigens ganz egal, ob sie von tierischen oder menschlichen Muskeln zur Arbeit gezwungen wurden. Sie fühlten sich schamlos ausgenutzt!
Spätestens jetzt wird mancher Leser, besonders wenn er sich zu den Tierfreunden zählt, die Stirn runzeln und entrüstet fragen, ob die Altländer früher noch ganz bei Trost waren.
Doch das waren sie und besonders pfiffig noch dazu! Denn sie machten sich das geniale - uns allen noch hoffentlich aus der Schulzeit bekannte - „Archimedische Prinzip“ zu Nutze und bauten die so genannte Wasserschnecke: Eine einseitig ins Wasser tauchende, am Boden und an den Seiten ummantelte drehbare Schraubenwendel, die schon im Altertum als Wasserhebemaschine gut funktionierte. Sie war größtenteils aus besonders widerstandsfähigem Holz gefertigt und mit ihren passgenau gearbeiteten, rotierenden Schrauben beförderte sie in relativ kurzer Zeit große Wassermengen aus den zahlreichen Gräben.
Heute benutzt man natürlich elektrische Wasserpumpen, die aber bei Weitem nicht so schön anzusehen sind, wie die hier im Museum aufgestellte, voll funktionsfähige Schnecke. Ein gelungenes Beispiel für Altländer Handwerkskunst!

 
Ein ungewöhnliches Quintett

Im Obergeschoss des Museums, dem ehemaligen Heuboden, findet seit Langem neben wechselnden Ausstellungen und diversen Veranstaltungen die inzwischen weit über die Grenzen des Alten Landes hinaus bekannte Konzertreihe „Klassik auf dem Lande“ statt. Durch die hohe Qualität der Interpreten und das einmalige Ambiente hat sie sich im Laufe der Jahre einen ausgezeichneten Ruf erworben, und die jeweiligen Aufführungen sind immer bis auf den allerletzten Platz ausverkauft. Wer nicht rechtzeitig einen Platz reserviert hat, dem bleibt leider oft nichts anderes übrig, als im Erdgeschoss oder auf der Treppe nach oben den Darbietungen der Künstler still und andächtig zu lauschen. Umso überraschender, sowohl für die vier Interpreten klassischer Musik, als auch für die Zuhörer, waren daher die seltsamen Geräusche, die eines Tages mitten in der Aufführung zu hören waren und deren Herkunft zunächst nicht festgestellt werden konnte, da sie immer nur kurze Zeit und in unregelmäßigen Intervallen -sozusagen aus dem Off - ertönten. Wollte da vielleicht jemand sich und anderen auf diese ungewöhnliche Art beweisen, dass da, wo ein Wille immer auch ein Weg ist, um doch noch einen der begehrten Plätze  zu ergattern?
Nach einer zunächst aufgetretenen Verwirrung und allgemeinen Unruhe nahm das Konzert seinen Fortgang. Man gewöhnte sich langsam an die gelegentlichen Interventionen des unsichtbaren Störenfrieds, und nach einiger Zeit hörte es sich sogar an, als ob das anfängliche Gekrächze sich zu einer melodischen Begleitung der vier Künstler entwickeln würde, die zwar etwas eigenwillig, aber originell klang. Die Soloeinlagen steigerten sich zu einer noch nie da gewesenen Souveränität im Ausdruck und überzeugten das verwöhnte Publikum durch eine beeindruckende Klangfülle.
Ganz oben unter dem First der rückwärtigen Giebelseite des Museums befindet sich ein so genanntes Eulenloch, das übrigens auch in anderen Altländer Bauernhäusern anzutreffen ist und den nützlichen Vögeln dazu dient, Mäuse und andere Schädlinge zu jagen. Wie sich in der folgenden Konzertpause dann zeigte, hatte genau dort die fünfte Künstlerin Platz genommen. Und da Eulen offenbar viel musikalischer sind, als man bisher angenommen hatte, machte sie auf ihre originelle Weise vorübergehend ein Quartett zum Quintett. Zur Überraschung und großen Freude für alle.


Ferdinand und seine „Amazone“

Das Museum hat unter seinen Schätzen auch eine bedeutende Schifffahrtabteilung, und die kleine Tafel mit Informationen über den Kapitän Ferdinand Schmidt und sein Schiff „Amazone“ könnte bei diesem reichhaltigen Angebot an Informationen leicht  übersehen werden. Sie kündet von zwei ergreifenden Schicksalen, die bis zu ihrem traurigen und wohl auch unvermeidbaren  Ende auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden waren. Man muss schon etwas näher treten, um das schöne Gedicht lesen zu können, das der Borsteler Schiffer Heinrich Dürkop im Jahre 1931 geschrieben hat. Hier einige Strophen:

In dem kleinen Borsteler Hafen
liegt ein stolzes Segelschiff;
„Amazone“ ist sein Name,
es umfuhr so manches Riff.

Hat so oft die See durcheilet,
fuhr bei Sturm, in Sonnenglut,
hat im Hafen nie geweilet,
war in Planken fest und gut.

Bracht' von Schwedenlands Gestaden
viele Kaufmannsgüter her,
fuhr nach Dänemark und Skagen
und durchfuhr das Nordermeer.

Stolzer Segler „Amazone“,
wirst die See nicht wieder sehn!
Treu bei Dir allein nun wohnet
Ferdinand, dein Kapitän.

Vom Kapitän ist ein Foto zu sehen. Darauf schaut er mit wachem Blick unter buschigen Augenbrauen ins Weite. Zusammen mit einem weißen, etwas struppigen Schnurrbart unter der recht großen Nase vermittelt er eine selbstsichere Ausstrahlung, die durch schmale Lippen und ein energisches Kinn noch verstärkt wird. Eine dunkle, flache Mütze mit kleinem Schirm komplettiert das Bild eines Mannes, dem man sofort ansieht, dass er weiß, „wo es lang geht“ und den so schnell nichts umwerfen kann.
Aber gegen fortschreitende Technik und sich wandelnde Märkte ist ein kleiner Schiffer machtlos, und daher rentierten sich spätere Fahrten nicht mehr. Kapitän und Schiff saßen im wahrsten Sinn des Wortes "auf dem Trockenen", und so war die Auflösung dieser so überaus engen Schicksalsgemeinschaft abzusehen.

Stolzer Segler „Amazone“,
der die See durchfurcht so stolz,
wirst bei Ritscher nun zum Lohne
klein gemacht zu Feuerholz.

Ferdinand erging es nicht viel besser. Er lebte noch einige Jahre in recht ärmlichen Verhältnissen und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten mehr schlecht als recht durch ein Leben, das für ihn im Jahre 1947 sein Ende fand.


Halbtrauer

In der Abteilung des Museums für Möbel und Trachten ist ein Bild mit einem zumindest für den ortsfremden Besucher rätselhaften Titel zu bewundern.
Es zeigt zwei Frauen in nur leicht unterschiedlicher Altländer Tracht, der so genannten Trauertracht. Sie stehen zusammen unter einem aufgespannten schwarzen Regenschirm vor einem recht schiefen Grabstein. Die Bildunterschrift lautet: Trauer und Halbtrauer
Wir haben November, also einen Monat, in dem diese Worte wieder einmal eine ganz besondere Bedeutung für uns sterbliche Menschen haben sollten. Doch halt! Was ist Halbtrauer? Kann man Trauer halbieren? Darf dann vielleicht schon wieder ein Mann angelächelt werden, der sich der Trauernden in ehrbarer Absicht nähert? Schließlich ist sie noch jung und hübsch. Oder geht es gar nur um den schnöden Mammon, weil sie ihrer Familie nicht mehr länger auf der Tasche liegen soll? Zeit ist schließlich Geld. Auch und gerade im Alten Land! Gibt es vielleicht einen Zeitplan dafür, wie lange Trauer zu dauern hat? „Stimmt genau!“ sagt die in vorwiegend schwarze Tracht gekleidete Gästeführerin - und lächelt.


Lockere Sitten?

Das Museum beherbergt unter seinem reetgedeckten Dach viele interessante Zeugnisse Altländer Kultur und Lebensart. So auch in der Abteilung für Möbel und Trachten. Dort stehen zwei Stühle, die sich nur durch ihre Größe von einander unterscheiden. Auf einem kleinen Schild ist zu lesen:
„Männerstuhl aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Gedrechselte und gezapfte Stollenkonstruktion mit eingeschobener Sitzplatte aus Eichenholz.“ Neugierig schaut man auf den anderen, etwas kleineren Stuhl. Es ist ein Frauenstuhl. Sogar ein ganz Besonderer. Nämlich ein „Tittengevstohl“. Sie haben richtig gelesen! Genauso steht es dort. Schwarz auf weiß. Der verblüffte Besucher kann dem kleinen Stuhl nicht ansehen, ob auf ihm möglicherweise eine sehr originelle und auch recht lockere Altländer Lebensart praktiziert wurde, die dann im Lauf der Jahrhunderte leider in Vergessenheit geraten ist. Doch das Schildchen klärt auf: „Es handelt sich hier um einen so genannten Stillstuhl. Durch seine geringe Sitzhöhe wurde der Mutter das Stillen ihres Säuglings erleichtert.“ Nix da von wegen originell und lockeren Sitten. Nicht im Alten Land!


Zahn der Zeit

Sie steht an ganz besonderen Plätzen im Alten Land und ist ein verlockender Anblick für den müden Fußgänger. Sie bietet ihre Dienste an. Ganz umsonst! Auf ihrem schön geschwungenen Rücken befindet sich ein kleines ovales Schild mit einer Namensliste. Darüber stehen in schwarzer Schrift die Worte: Altländer Hochzeitsbank. Man wird über das Datum der Eheschließungen informiert und erfährt, dass dieses wichtige Ereignis bei einigen Brautleuten erst vor kurzer Zeit stattgefunden hat.
Gerührt setze ich mich auf die schon etwas wackelige weiße Bank und überlege, ob sich inzwischen das eine oder andere Pärchen bereits über Nachwuchs als sichtbares Zeichen einer hoffentlich unvergänglichen Liebe freuen kann. Ganz sicher kommen die glücklichen Eltern mit ihren Kindern oft hierher. Wenn der Zufall es will, treffen sie auch die anderen Brautpaare und der Jubel ist groß. Doch halt! Gibt es da nicht eine Statistik, wonach jede dritte Ehe wieder geschieden wird? Bekommen die Betroffenen ihren Anteil an der gemeinsam finanzierten Hochzeitsbank dann wieder zurück oder können sie ihn als „verlorene Investition“ steuerlich absetzen? Der Zahn der Zeit nagt an allem: An Bänken - und an Ehen!

Auszugsende

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